Warum, wozu und wie integrieren wir Elemente der Kultur in einen Gottesdienst? Wie kann es gelingen, einen Gottesdienst mit einem Film oder einem Stück Literatur zu bereichern? Wie gelingt es, Produkte der Kultur so in den gottesdienstlichen Kontext zu stellen, dass der Film oder der Text sich produktiv in das Gesamtgefüge Gottesdienst einfügt? Wie löst man mit Worten und Bildern, mit Metaphern und Überraschendem Neuronenfeuer im Kopf der HörerInnen aus, damit die Predigt zum Ereignis werden kann? Vier Bücher gilt es als mehr oder weniger gelungene Beispiele aus der Praxis zu besprechen und daraufhin zu untersuchen, ob sie der Büchereiarbeit Hilfestellung bei der Durchführung von Literatur- oder Filmgottesdiensten leisten.
Rezension
Stephan Goldschmidt und Inken Richter-Rethwisch stellen in ihrem Buch "Literaturgottesdienste" ganze Gottesdienste vor. Sie wollen mit ihrer Veröffentlichung Antwort geben auf die Frage "Wie gestalte ich um Himmels willen einen Literaturgottesdienst?" (7). "Neben der biblischen Lesung tritt der literarische Text manchmal auch spannungsvoll hinzu."(7) Aufgabe der Predigt sei es, "eine Verknüpfung herzustellen und den éMehrwertæ herauszuarbeiten, der durch das Zusammenspiel von biblischer Tradition und (zeitgenössischer) Literatur entsteht." (7) Ein nicht unproblematischer Ansatz: Sie präsentieren Literatur in Ausschnitten und mit Hintergrundinformationen. Sie setzen Vorwissen voraus. Im Gottesdienst mit Texten von Hermann Hesse heißt es: "Wenn wir an Narziss und Goldmund etwa denken, die die ewigen Gegensätze der Welt im nachdenklichen Geistlichen und im Künstler abbilden." (63) Es wird nur wenige Gemeinden geben, in denen so viel Vorwissen bei allen GottesdienstbesucherInnen vorausgesetzt werden kann. Im Gottesdienst in Erinnerung an Immanuel Kant: "Die meisten von Ihnen werden mit Immanuel Kant den kategorischen Imperativ verbinden." (34) Immer wieder werden lange Textpassagen geboten, die an ein Germanistik-Seminar erinnern: "Wir wollen uns heute mit Friedrich Schiller und seiner Literatur beschäftigen" (9). Man darf fragen, ob das Sinn eines Gottesdienstes sein kann.
Und doch gelingt den PredigerInnen Großartiges. Der Literaturgottesdienst mit Texten von Daniel Kehlmann unter dem Motto "Bewahre mich, Gott" zeigt auf, wozu Literatur fähig ist und wie mit Literatur, Liturgie und Leben gespielt werden kann.Rezensent: Jens Teuber
Serie / Reihe: Dienst am Wort
Personen: Goldschmidt, Stephan
Goldschmidt, Stephan:
Literaturgottesdienste / Stephan Goldschmidt. Inken Richter-Rethwisch. - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 2010. - 144 S. ; 21 cm. - (Dienst am Wort ; Bd. 128)
ISBN 978-3-525-59535-0 kt. : EUR 14.90
Gottesdienst (Predigt, Amtshandlung, Sakramente), Kirchenjahr, Kirchenmusik - Buch