Romanhafter Einblick in ein fremdes Land - Georgien im gesellschaftlichen Umbruch.
Rezension
Als Literaturwissenschaftlerin, Psychologin und Aktivistin für die Rechte von Frauen und sexuellen Minderheiten will die Georgierin Tamar Tandaschwili mit diesem Buch sehr bewusst aufrütteln, provozieren und anklagen. Mosaiksteinhaft zeichnet sie Miniaturen des Lebens in Georgien unter schweren Bedingungen: Frauen und homosexuelle lebende Menschen sind dem Macht- und Wahrheitsanspruch der patriarchalischen Gesellschaft, die sich aus den alten sowjetischen Eliten und der orthodoxen Kirche speist, sowie deren äußerst brutalen Übergriffen ausgesetzt. Dagegen stehen die Sehnsüchte, Träume und poetischen Fantasien derer, die ein selbstbestimmtes und freies Leben im Einklang mit der Natur und in Gerechtigkeit erhoffen.
Der collagenhafte Roman mutet der Leser*in viele Sprünge und Brüche zu. Die reduzierte Sprache der Autorin ist zum einen schonungslos und demaskierend. Zum anderen entwickelt sie eine poetische und symbolbeladene Entrücktheit und Unwirklichkeit.
Rezensent: Anne Rank
Personen: Tandaschwili, Tamar Mikeladse-Bachsoliani, Natia
Tandaschwili, Tamar:
Löwenzahnwirbelsturm in Orange : Roman / Tamar Tandaschwili. Dt. von Natia Mikeladse-Bachsoliani. - Wien : Residenz, 2018. - 135 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-7017-1691-3
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher