Ein abenteuerliches Buch über die Kraft der Imagination.
Rezension
Herfurtners neuer Erzählband ist ein Kompendium alter Heldensagen aus fernen Ländern, erzählt aus der Perspektive der Mäuse, die gemeinsam mit einer Horde schrecklicher Katzen einen alten Kornspeicher bewohnen. Von den Katzen tagtäglich aufs Neue in Angst und Schrecken versetzt, haben die Mäuse unter Anleitung ihrer Altvorderen ein Ritual ersonnen, um traumatisierte Mäuse zu heilen. Kern dieses Rituals ist die Erzählung einer tröstenden Heldengeschichte, die, für den erwachsenen Mitleser aus der Antike oder anderen Sagenkreisen bekannt, eine kleine Maus einschleust und zum Helden erhebt, der beispielsweise Ödipus die Antwort auf die berühmte Frage der Sphinx souffliert. Die Kompensation glückt, solange die Mäusegemeinschaft in der auratischen Figur des Diodorus ihren Anführer erkennt, gerät jedoch ins Wanken, als die jungen männlichen Mäuse zu rebellieren beginnen. Es geht um nichts Geringeres als um die alte Frage nach Lüge oder Wahrheit der Fiktion. Zuletzt hilft den kleinen Mäusen jedoch leider nur ein Wunder, das sich überirdisch an der glänzenden Heilsgestalt Lucia erfüllt.
Rezensent: Silke Kirch
Personen: Herfurtner, Rudolf Gleich, Jacky
Herfurtner, Rudolf:
Lucia und das Drachenhalsband : Von Mäusen und Monstern / Rudolf Herfurtner. Ill. Jacky Gleich. - 1. Aufl. - München : Hanser, 2006. - 126 S. : Ill. ; 25 cm
ISBN 3-446-20801-1
Signatur: Ju 2/2 - Bücher