Frauen- und Familiengeschichte aus Deutschland in den 80er Jahren.
Rezension
Im ländlichen Raum von Rheinland-Pfalz und in einer Ehe, in der der Schein mehr als das Sein zählt, hat es die sprachbegabte, schlesiendeutsche Mutter schwer. Ihren Schwiegereltern kann die Zugezogene es nicht recht machen und ihrem Mann ist sie zu dick, egal wie viel sie abnimmt. Auch ihre vorsichtige Karriere als Fremdsprachensekretärin, in die sie sich stürzt, wird ihr missgönnt, bis diese durch eine zweite Schwangerschaft ein jähes Ende findet. - Diese Geschichte aus den 80er Jahren zeichnet das glaubwürdige Bild der damaligen Wohlstandsgesellschaft und der damit einhergehenden sozialen Verwerfungen. Die preisgekrönte Autorin Daniela Dröscher beschreibt und analysiert gleichzeitig das liebevolle, aber schwierige Mutter-Tochter Verhältnis, das ihre Jugend prägte. Bezüge zur Tagespolitik, Marken und Zeitströme, wie der obligatorische Italienurlaub und das Knüpfen von Makramee unterstreichen die Authentizität. Nur die eingeschobenen Analysen der Autorin unterbrechen den Textfluss.
Lohnende Lektüre für Mütter und Töchter, die die 80er in Deutschland erlebt haben. Gut als Gesprächsgrundlage und für Literaturkreise geeignet.Rezensent: Bärbel McWilliams
Personen: Dröscher, Daniela
Dröscher, Daniela:
Lügen über meine Mutter : Roman / Daniela Dröscher. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2022. - 442 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-462-00199-0
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher