Thomas Mann aus "anderer Sicht".

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Rezension

Erstbekanntschaft mit dem Meer macht Thomas Mann als Siebenjähriger während eines Familienaufenthaltes in Travemünde. In diesem Moment geht er mit der Ostsee eine ideelle Gefühlsverbindung ein, ist fasziniert und kann sich der fast soghaften Suggestion von Weite und Unendlichkeit nicht entziehen, die Basis für eine "Lebensliebe". Er erfährt in diesem Kontext ein für ihn bahnbrechendes Element, das ihn dauerhaft begleiten soll. Volker Weidermann greift die Weltanschauungen und Lebensstile des großen Bruders Heinrich auf, die konträr zu Thomas erotisch-homophilen Neigungen keine "Trennung" bedeuten, sondern der" jüngere" seine Homosexualität zulassen kann, sich immer wieder verliebt, sich darin verliert dennoch traditionsbewusst-konventionell Katia heiratet und ein sozial angepasstes Dasein führt. Die sinnlichen Emotionen in seinen literarischen Werken verarbeitet er mit der Gewissheit, wer zu viel empfinde, gerate leicht in ein Fiasko. Eine wahrhaft oftmals bestätigte Aussage. Weiterhin führt Volker Weidermann durch die verschiedensten Epochen seines "Helden" interpretiert, erkennt biographische Tendenzen, greift die unterschiedlichsten, teils politisch motivierten Stationen auf, begleitet den Gang ins Exil sieht in der Lieblingstochter des Nobelpreisträgers, der weltweit bekannten Meeresbiologin,  ein fortwährendes Vermächtnis, welches das außergewöhnliche Leben eines bedeutsamen Menschen umschließt.  

Hanns Zischler liest mit sonorer Stimme, textadäquat-warmherzig und bietet damit ein interessantes Hörerlebnis. Empfehlenswerte Bereicherung für alle (Patienten-) Büchereien.

Rezensent: Brigitta Morgenstern

Personen: Weidermann, Volker Zischler, Hanns