Goethes Diktum, die Halsbandaffäre sei das "Vorspiel zur Revolution" versteht, wer Craveris kühle Erzählung liest.
Rezension
Die angesehene Historikerin und sehr erfolgreiche italienische Schriftstellerin stellt die den französischen Hof 1785 heftig erschütternde Affäre in einem sachlich-unbeteiligten Berichtsstil dar, und es wird sofort deutlich, wie korrupt, verderbt und hochmütig verlottert der französische Adel, der prunksüchtige Klerus und kriminell intrigante enterbte Hofschranzen waren. Vor dem Ruin stehende Juweliere wurden nur zu gern zu Komplizen, aber das beste war, dass im Mittelpunkt des Skandals die unbeliebte Österreicherin und ihr weicher, impotenter Gatte, König Ludwig der XVI standen. Ganz Europa war fasziniert, lechzte nach dem Klatsch. Es ging um ein sündhaft teures Juwelenhalsband, das der feiste Erzbischof de Rohan kaufte, um es der Königin zu verehren. Jeder glaubte, auf Anregung der Königin hin. Der Prozess ergab jedoch, dass sie unschuldig war. Doch das half nicht mehr. Ihr Ruf war ruiniert, und der des Königs gleich mit. Die eigentliche Intrigantin kam fast ungeschoren davon.
Das Büchlein beeindruckt durch faktische Genauigkeit, und macht verständlich, dass die anti-monarchische Stimmung angeheizt wurde.Rezensent: Hans-Wolfgang Schaller
Personen: Craveri, Benedetta
Craveri, Benedetta:
Marie Antoinette und die Halsband-Affäre / Benedetta Craveri. Dt. von Anna Leube. - Berlin : Berenberg, 2015. - 79 S. : Ill. ; 23 cm. - Aus d. Ital.
ISBN 978-3-937834-85-6 geb. : EUR 20.00
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