Ein marokkanischer Junge ist hin- und hergerissen zwischen zwei Kulturen und drei Sprachen. Dann begegnet er dem Mädchen Farah.
Rezension
Die Autorin lebt in einem Amsterdamer Stadtteil zwischen Hochhäusern und See, Gusseisenzäunen und Brachland, wo die Ämter vieles regeln, aber nicht die Gegensätze zwischen den Kulturen auflösen können. Hier hat sie die Hauptfigur der Geschichte angesiedelt. Issa, 13 Jahre, steckt zu Hause in den tradierten Normen seiner marokkanischen Familie, in der Schule in den Regeln der Niederlande. „Niemand lehrte einen, wie man von der einen Welt in die andere und wieder zurückkommen konnte.” Er kommt in eine Schule für Leistungsschwache, übt dort fairen Kampfsport, lernt den freundlichen Dicky kennen, den hilfsbedürftigen Kelsey und Farah mit den großen dunklen Augen. Ihretwegen gerät er in eine Prügelei, die der Wendepunkt der Geschichte ist. Mit ungewöhnlichem Mut stellt Issa seinen starren Vater zur Rede, und durch Mahmud vom Lokalfernsehen erkennt er, was er werden will: »Einer, der mit den Augen sieht." — Stoffels beschreibt in dem atmosphärisch dichten Buch, das Witz und Humor enthält und in der zweiten Hälfte an Spannung gewinnt, realistisch Integrationsprobleme, zeigt aber auch, wo in Familie, Nachbarschaft, Schule, Verständigung beginnen kann.
Zur Eigenlektüre, besonders aber zum Lesen und Besprechen in Gruppen und Klassen empfohlen. Auch für Erwachsene, die mit Integrationsproblemen befasst sind.Rezensent: Irmgard Schmidt-Wieck
Personen: Stoffels, Karlijn Pressler, Mirjam
Stoffels, Karlijn:
Marokko am See : Roman / Karlijn Stoffels. Dt. von Mirjam Pressler. - 1. Aufl. - Weinheim : Beltz & Gelberg, 2006. - 155 S. ; 21 cm. -
ISBN 3-407-80979-4
Erzählungen (ab 13 Jahre) - Signatur: Ju 3 - Bücher