Matthias Claudius (1740-1815) in den Kontext der Zeit und die literarische Szene zwischen Empfindsamkeit und Aufklärung gestellt.
Rezension
Matthias Claudius war wie der Autor, emeritierter Professor für Soziale Arbeit und Diakonie, eindrucksvoll darstellt weitaus mehr als nur der volkstümliche christliche Dichter, auf den die zahlreichen Volksausgaben ihn reduziert haben. Seine oft scharfzüngigen Texte, seine zeitkritischen, auch mit Kollegen kontrovers geführten Beiträge blieben dabei auf der Strecke, waren nur der Fachwelt bekannt und hier und da auch schon zu seinen Lebzeiten nur Insidern verständlich. Anhand zahlreicher Textbeispiele schlüsselt der Autor sie auf und zeigt die Vielseitigkeit des Dichters, seine tiefe Verwurzelung im protestantischen Erbe seiner Theologenvorfahren und führt zu den großen Themen der alltäglichen Lebenswirklichkeit einer Zeit des Auf- und Umbruchs. Es war der anrührende, unprätentiöse Stil, der seine Texte auszeichnete, die glaubwürdig und schlicht von seinem Familienleben, seiner Trauer und seiner Lebensfreude erzählten, was viele unmittelbar ansprach. Trotz wirtschaftlich immer schwieriger Lage, trotz Krieg und Flucht aus dem geliebten Wandsbek liebte Claudius das Leben. Sein Gottvertrauen erdete ihn "wie eine eingewurzelte Eiche".
Eine lohnende Lektüre, die den Dichter und seinen großen Freundeskreis in den Blick nimmt, und - trotz etlicher Druckfehler - gern empfohlen wird.Rezensent: Halgard Kuhn
Serie / Reihe: wichern porträts
Personen: Benedict, Hans-Jürgen Birnstein, Uwe
Benedict, Hans-Jürgen:
Matthias Claudius : Warum der Dichter den Mond besang und das Leben lobte / Hans-Jürgen Benedict. Hg. von Uwe Birnstein. - Berlin : Wichern, 2014. - 143 S. : Ill. ; 22 cm - (wichern porträts)
ISBN 978-3-88981-381-7
Einzel- und Familienbiografien sowie Briefe und Tagebücher einzelner Personen aus allen Sachgebieten - Signatur: Bb - Bücher