Niederlande, 17. Jahrhundert: Die 13-jährige Geertje schmuggelt sich als Junge verkleidet auf ein Schiff nach Ostindien.
Rezension
Geertje vergöttert ihren Vater, der als Seefahrer die Welt erkundet. Hat er Urlaub, dann erzählt er seine wagemutigen Abenteuer und kauft der Familie Pastete und Wein. Doch sobald er abgereist ist, arbeitet die Mutter ganze Tage und Nächte, ist verhärmt und abweisend. Als der Vater eines Tages nicht mehr aus Ostindien zurückkehrt, glaubt Geertje nicht, dass er tot ist. Sie verkleidet sich als Kochjunge und heuert auf der „Eenhoorn“ an, um ihrem Vater hinterher zu reisen. – Schonungslos schildert die Autorin das harte und brutale Leben an Bord. Der geisteskranke Kapitän tyrannisiert die Mannschaft. Die Matrosen sterben an den Wunden ihrer Folterungen, an Hunger, Skorbut. Keiner hat den Mut, sich der Diktatur entgegenzustellen. - Am Ende der Fahrt ist Geertje desillusioniert: Der Vater ist tot, er war ein Lügner und Lebemann. Einzig der übermäßigen Anstrengung der Mutter ist es zu verdanken, dass die Familie überleben konnte. Die Geschichte ist äußerst vielschichtig: Zum einen macht Geertje eine physische Entwicklung durch: fühlte sie sich in den Jungenkleidern wohl, so lernt sie doch ihren Mädchenkörper anzunehmen. Zum anderen ist da die psychische Entwicklung: Abschied vom Übervater und das Erkennen, dass die Mutter sie liebt. Und schließlich das nachdenkenswerte Thema, wie viel Mut und Zivilcourage ein jeder angesichts eines diktatorischen Systems aufbringt. In der Hölle an Bord der „Eenhoorn“ erweist Geertje sich als charakter- und willensstark.
Ein historischer Abenteuerroman, der spannend und aufwühlend geschrieben ist. Die Geschichte selbst endet gut. Allen Jugendlichen ab 12 J. sehr zu empfehlen.Rezensent: Judith Richter
Personen: Noldus, Rebecca Kiefer, Verena
Noldus, Rebecca:
Meeresfieber / Rebecca Noldus. Dt. von Verena Kiefer. - Hamburg : Dressler, 2007. - 350 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-7915-1411-6
Erzählungen (ab 13 Jahre) - Signatur: Ju 3 - Bücher