Die Suche eines Moslems nach Halt und Glauben zeigt, wie kulturelle und religiöse Konflikte ein Gegenwartsproblem sind.
Rezension
Der Verfasser kommt als 23jähriger nach Deutschland. Seine Kritik an allen und allem zeigt die Zerrissenheit und Unsicherheit desjenigen, der Orientierung sucht und als zutiefst Verletzter auch dem Aufnahmeland wenig Gutes abgewinnen kann. Im Verlauf des Buches entfaltet sich die Geschichte eines hochbegabten Mannes, der als Kind vergewaltigt wurde - mit 4 und 11 Jahren - und in Familienstrukturen und Funktionsweisen der ägyptisch-muslimisch geprägten Gesellschaft Unfreiheit, Gewalt, Ungerechtigkeit erlebte und später dann an sich erfährt, wie diese gewaltproduzierenden Strukturen auch nach der Emigration in ihm weiterwirken. Er bezeichnet sich einmal als Teil eines Konflikts zwischen "Ambivalenz, Dogmen und Vernunft, Monokultur und Vielfalt". Sein Leben wird zu einer regelrechten Odyssee.
Heute forscht und lehrt Abdel-Samad am Institut für jüdische Geschichte in München und versucht, zwischen Judentum und Islam zu vermitteln. Er schrieb die Autobiografie während des Aufenthalts in einer psychiatrischen Klinik, um die Widersprüche seines Lebens zu klären. Informativ, tabulos, verwirrend.Rezensent: Irmgard Schmidt-Wieck
Personen: Abdel-Samad, Hamed
Abdel-Samad, Hamed:
Mein Abschied vom Himmel : Aus dem Leben eines Muslims in Deutschland / Hamed Abdel-Samad. - Köln : Fackelträger, 2009. - 312 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-7716-4419-2 geb. : EUR 19.95
Lebensbilder, Briefe und Tagebücher einzelner Personen - Buch