Die Geschichte eines zurückgelassenen Bruders, um dunkle Familiengeheimnisse, um Schuld, Krankheit und Strafe.
Rezension
Kaum erwachsen verlässt Stephan das Elternhaus im Schwarzwald, als sein Bruder gerade sechs ist. Während er studiert, reist und ins Berufsleben eintaucht, hält er kaum Kontakt zu seiner Familie. Selbst, als die Eltern plötzlich spurlos verschwinden, kommt Stephan nur kurz nach Hause und überlässt den inzwischen fünfzehnjährigen Bruder dann einem Freund der Familie. Krank und voller Gewissensbissen kehrt er nun zurück, vorgeblich, um am dritten Jahrestag zwei Bäume in Gedenken an die Eltern zu pflanzen, tatsächlich, um herauszufinden, ob Bruno etwas mit deren Verschwinden zu tun hat. In der Abgeschiedenheit und geplagt von heftigen Hustenanfällen irritiert ihn Brunos psychische und physische Kraft. Birgt das düstere Haus ein schreckliches Geheimnis, das nur Bruno kennt? Was ist real? Was ist Fiebertraum? Was ist Wahnvorstellung? Ein wenig Schwarzwaldidylle gönnt der Autor seinem Leser am Anfang, dann wird die Natur und das brüderliche Miteinander beklemmend, bedrohlich und surreal.
Der Debütroman ist ausdrucksstark aber auch bedrückend und zum Teil sogar abstoßend geschrieben. Kein Buch für ein schönes Leseerlebnis, am Ende bleibt ein verstörter Leser.Rezensent: Heike Nickel-Berg
Personen: Veit, Jochen
Veit, Jochen:
Mein Bruder, mein Herz : Roman / Jochen Veit. - Zürich : Arche, 2019. - 185 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-7160-2777-6
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher