Die obsessive Beziehung zwischen einer Vierzehnjährigen und einem 49-jährigen Tierarzt.
Rezension
Jahrelang hat der Tierarzt die Kühe des Bauern behandelt. Ebenso lange kennt er die junge Tochter. Plötzlich erwacht in ihm eine unheilvolle Leidenschaft für die Heranwachsende. Diese sieht in ihm einen Freund, mit dem sie sich aus der düsteren, oftmals bigotten Atmosphäre des Bauernhofs hinausträumt, der ihre ambivalenten Fluchtfantasien und erwachenden sexuellen Wünsche anhört. Für ihn ist es die Möglichkeit, seiner Einsamkeit (trotz Frau und Kindern) zu entkommen. Allmählich nimmt diese Freundschaft jedoch Formen an, die zutiefst animalisch und von moralischer Zweifelhaftigkeit sind. – Hier wird Pädophilie aus der Perspektive des Täters geschildert. Der Leser weiß, dass der Protagonist unter einem Trauma leidet und schenkt ihm so sein Mitgefühl. Er begeht ein widerliches Verbrechen und bleibt doch Mensch. – Das Buch knüpft an den Debütroman „Was man sät“ an. Sprachlich ist das Werk meisterhaft gestaltet. Lange, absatzlose Satzkaskaden mit vielen Anspielungen stehen in scharfem Kontrast zur inhaltlichen Abgründigkeit.
Keine leichte Kost.Rezensent: Cornelia von Forstner
Personen: Rijneveld, Marieke Lucas Beuningen, Helga van
Rijneveld, Marieke Lucas:
Mein kleines Prachttier : Roman / Marieke Lucas Rijneveld. Dt. von Helga van Beuningen. - Berlin : Suhrkamp, 2021. - 363 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-518-43025-5
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher