Eine junge deutsche Frau bricht mit einem flüchtigen Bekannten in die Slowakei auf.
Rezension
Kurz und gut: Das trifft die Struktur des ersten Romans der Autorin am besten. In klaren, kurzen Sätzen wird in vielen angenehm kurzen Kapiteln eine relativ kurze Zeitspanne im Leben von Milla eindrücklich geschildert. Sie lebt mit esoterisch-ätherischer Mutter und herrschender Roma-Großmutter über einer von ihnen betriebenen, wenig lukrativen Sportlerkneipe. Gegenüber liegt eine Bahnstrecke, die genau dort immer wieder Selbstmörder anlockt. Für die Rumpffamilie wird dies zur Gewohnheit. Sogar ein Onkel setzte dort seinem Leben ein Ende. Zu einem wenige Jahre älteren anderen Onkel, der im Gartenhaus lebt, pflegt Milla eine sexuelle Beziehung. Als die auffliegt, flieht er nach Bratislava zu seinem lange vor ihm verheimlichten Vater. Milla folgt kurz später mit einem gerade erst kennengelernten gescheiterten Paketboten und Fast-Selbstmörder mit gleichfalls schwieriger Biographie. Das klingt alles negativ und kompliziert, wird aber in erstaunlicher Leichtigkeit atmosphärensicher erzählt.
Ein literarisch hochwertiger Erstling, der Leserinnen und Leser ansprechen wird, die Interesse an komplexen Familiengeschichten haben.Rezensent: Tobias Behnen
Personen: Wilhelm, Franziska
Wilhelm, Franziska:
Meine Mutter schwebt im Weltall und Großmutter zieht Furchen : Roman / Franziska Wilhelm. - Stuttgart : Klett-Cotta, 2014. - 206 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-608-93992-7
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher