Sudan: Der Ich-Erzähler blickt auf sich und die Vergangenheit und Gegenwart eines komplizierten Landes.
Rezension
1998 im Original und 2002 erstmals auf Deutsch erschienen, spielt das Buch ungefähr zur Zeit der Publikation in einem Land, das es heute, nach seiner Teilung, nicht mehr gibt. Schon immer aber war der Sudan von Konflikten geprägt. Der in Khartum freiwillig gestrandete französische Protagonist ist selbst mit Problemen beladen, nicht zuletzt durch eine gescheiterte Beziehung. Er blickt auf seine aktuelle Situation als unzufriedener Sprachlehrer und auf die Geschichte des Landes, wobei Archäologie und Kolonialismus im Mittelpunkt stehen. All dies schildert der Autor in einem, besonders im ersten der vier Teile, überbordenden Stil. Häufig fordern sehr lange, enorm verschachtelte Sätze mit unzähligen französischen und afrikanischen kulturhistorischen Bezügen die Leserschaft heraus. Eine Handlung ist dann phasenweise kaum erkennbar. In den weiteren Teilen wird der Text stringenter, erstickt nicht mehr so sehr an sich selbst und wird durch den ungeklärten Tod einer Archäologin spannender.
Der anspruchsvolle Stil des Buchs begrenzt die Zielgruppe auf Liebhaber inhaltlicher und sprachlicher Opulenz, so dass es nur bei entsprechender Nachfrage empfohlen werden kann.Rezensent: Tobias Behnen
Personen: Rolin, Olivier Ritte, Jürgen
Rolin, Olivier:
Meroe : Roman / Olivier Rolin. Dt. von Jürgen Ritte. - München : Liebeskind, 2017. - 301 S. ; 20 cm. -
ISBN 978-3-95438-072-5
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher