Herausragend erzählt Ralf Rothmann von einer (fast) durchschnittlichen Jugend im Ruhrgebiet der 60er Jahre.
Rezension
Der Vater ist Hauer unter Tage, die Mutter verrückt nach Tanzvergnügen, der Bruder Epileptiker und sein Freund Pawel, ein Draufgänger, durchstreift mit seiner neuen Zündapp das Revier. Es wird realistisch, humorvoll, ohne zu beschönigen oder zu werten erzählt, von Alltagssorgen und Niederlagen, von Sehnsüchten und Abschieden. In einer faszinierenden Mischung aus Distanz und Empathie entfaltet der Autor eine ihm vertraute Welt. Ähnlich wie der Ich-Erzähler ist Rothmann ein glänzender Beobachter, der knapp und treffend Worte findet, wo seine Figuren schweigen. Damit gibt er ihrem Leben eine unverwechselbare Stimme, die Leserinnen und Leser tief berührt. Rothmann ist ein sensibler, im besten Sinne traditioneller Erzähler, der jenseits vom Zeitgeist der Coolness von dem erzählt, was viele Menschen interessiert: von der Sehnsucht nach gelingendem Leben.
Rezensent: Gabriele Kassenbrock
Personen: Rothmann, Ralf
Rothmann, Ralf:
Milch und Kohle : Roman / Ralf Rothmann. - 3. Aufl. - Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2000. - 210 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-518-41126-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher