Eine junge Frau in den Gefahren des Nordirlandkonfliktes.
Rezension
In einer unbekannten Stadt lebt eine Jugendliche in einer streng geordneten Welt. Ein älterer Mann, der Milchmann heißt, beginnt sie zu stalken, was das Leben der pubertären Jugendlichen erschwert. Nun wird sie auf Schritt und Tritt beobachtet. Das Patriarchat schlägt gnadenlos zu - alle Schuld und Verantwortung liegen bei ihr. Das beobachtet Anna Burns sehr genau. Dazu gesellt sie entrückte politische Figuren, die scharfzüngig kommentiert werden. Inspirierenderweise entdecken die Leser*innen mit der Jugendlichen die Bedeutungsvielfalt der Welt: Welche Kategorien haben Bestand? Wer hat die Fäden in der Hand? Welche Farben hat der Himmel? Wer gegen wen und was tun? Dennoch ist dieses mehrfach preisgekrönte Buch von Anna Burns ziemlich schwer zu lesen: lange innere Monologe und wenig Action. Wenn man klug ist, oder so einiges von Philosophie und Geschichte versteht, fällt das Verständnis sicher leichter, denn "Milchmann" ist ein anspruchsvolles, dichtes Werk mit unzähligen Referenzen auf Postmoderne und Feminismus.
Für Literaturgottesdienste oder zum gemeinsamen Lesen in Abschnitten auch gut, da sehr ergiebige Texte.Rezensent: Lea Klischat
Personen: Burns, Anna
Burns, Anna:
Milchmann : Roman / Anna Burns. Dt. von Anna-Nina Kroll. - Stuttgart : Tropen, 2020. - 451 S. ; 22 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-608-50468-2 geb. : EUR 25.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Bur - Buch