Zwei Brüder wachsen nach der Jahrtausendwende in Sachsen auf.
Rezension
Verlierer sind sie auf den ersten Blick überhaupt nicht, Philipp und sein jüngerer Bruder Tobias aus dem ländlichen Ostsachsen. Die Eltern sind zwar bildungsfern, können sich aber ein Haus leisten. Doch schon lange bevor diese sich trennen, wird klar, dass die Kinder durch eine wie selbstverständlich wirkende Lieblosigkeit eine trostlose Kindheit haben. Die Nachwirkungen der DDR spielen dabei auch eine Rolle. Symbolisch steht dafür eine aufgegebene Schamottfabrik, in der sich die Jungen herumtreiben. Später füllt Ausländerfeindlichkeit die Langeweile aus. Auch wenn Tobias durch falsche Freunde zum Neonazi wird, kann Lukas Rietzschels Erstling nicht als alleinige Erklärung für aktuelle politische Verhältnisse in Ostdeutschland dienen. Dem Autor gelingt aber eine bedrückende Milieustudie, die klar macht, wie auch durch das schleichende Versagen der Eltern Hass an die Stelle von Lebensfreude treten kann. Schauspieler Letkowski ist dafür als Sprecher eine Idealbesetzung.
Ein All-Age-Hörbuch für Hörerinnen und Hörer, die sich auch für die verstörenden Seiten der deutschen Gegenwart interessieren.Rezensent: Tobias Behnen
Personen: Rietzschel, Lukas
Rietzschel, Lukas:
Mit der Faust in die Welt schlagen : Ungekürzte Lesung / Lukas Rietzschel. Gelesen von Christoph Letkowski. - Hamburg : Hörbuch Hamburg, 2018. - 2 mp3-CDs ; 473 Min.
ISBN 978-3-95713-132-4 EUR 20.00
Erzählungen ab 13 Jahre - Signatur: Ju 3 Rie - CD-ROM