Der Riss in der Gesellschaft wird größer, das soziale Klima wird kälter. Haben wir das Mitfühlen verlernt?
Rezension
Die Autorin, Journalistin bei der FAZ, stellt einen Niedergang des Mitgefühls fest. An in vielen Medien oft zitierten Fallbeispielen der letzten Jahre zeigt sie Veränderungen auf, die zum zunehmenden Werteverlust beitragen. Sensationslust und Rücksichtslosigkeit z.B. bei Unfällen machen Helfern die Arbeit schwer. Die Wohnungssituation in den Städten trägt dazu bei, dass Vorurteile leichter gedeihen, weil gemeinsame Berührungspunkte unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen fehlen. Der ständige Blick auf das Smartphone fördert das kontaktlose Nebeneinanderher-Leben. Selbstbehauptungskampf und Selbstdarstellungsmodus verhindern, den anderen als wichtiges Gegenüber wahrzunehmen. Psychologische Studien gehen der Frage nach, ob Mitgefühl etwa durch Meditation erlernbar ist. Ein Literaturverzeichnis lädt zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema ein. Einige individuelle Lösungsansätze werden zitiert, aber letztlich muss jeder für sich Konsequenzen ziehen aus den vermittelten Denkanstößen.
Eine leicht zu lesende, gut verständliche Bestandsaufnahme unserer augenblicklichen gesellschaftlichen Situation, die durch offen bleibende Fragen zu Diskussionen anregt.Rezensent: Heidrun Martini
Personen: Mühl, Melanie
Mühl, Melanie:
Mitfühlen. Über eine wichtige Fähigkeit in unruhigen Zeiten / Melanie Mühl. - München : Hanser, 2018. - 178 S. ; 18 cm
ISBN 978-3-446-26023-8
Soziologie, gesellschaftliche Gruppen, soziale Fragen - Signatur: Sb - Bücher