Berlin: Brieferzählung zwischen einem 15jährigen, von der Gestapo Gesuchten, sowie Ziehmutter und jüdischer Freundin.
Rezension
Die Brieferzählung von August bis Dezember 1936 beginnt und endet mit Gestapo-Briefen: Friedrich, 15 Jahre, wird gesucht, bzw. wird gefasst. Er war einst Ziehsohn des Kommissars Gereon Rath („politisch unzuverlässiger Volksgenosse“) und lief seinem linientreuen Pflegevater weg. Das Buch ist ansprechend gemacht: Cover und Zeichnungen orange-gelb, die „Schreibmaschinen“-Schrift in lila. Friedrich zeigt sich in den Briefen äußerst clever, wechselt den Nachnamen und arbeitet bei einem Kohlenhändler. Doch unlogisch bleibt die Briefform: Denn so ein kluger Junge, der gesucht wird, würde niemals in jener Zeit von seiner Lebenssituation und Gedanken sowie der seiner Briefpartnerinnen so ausführlich schreiben! Die Post geht an Gereons Witwe (Leiche bei Schusswechsel vermisst) und eine Bekannte, eine Jüdin, die aus einer Irrenanstalt geflohen ist. Ein SS-Mann, der einen missliebigen Zeugen beseitigen sollte, wird von Fritz wiedererkannt. Zeitgenössisches wie Ossietzky und Kästner wird auch erwähnt.
Der Autor hätte eine andere Form wählen sollen. Lässt sich trotzdem gut lesen, vielleicht um Jüngere für das Leben im Dritten Reich zu interessieren.Rezensent: Delia Ehrenheim-Schmidt
Personen: Kutscher, Volker Menschik, Kat
Kutscher, Volker:
Mitte / Volker Kutscher. Ill. von Kat Menschik. - Köln : Galiani, 2021. - 119 S. : Ill. ; 20 cm
ISBN 978-3-86971-246-8
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher