Zwei seelisch verletzte Frauen treffen in einer engen Gasse aufeinander; keine will der anderen die Vorfahrt lassen.
Rezension
Nach einem Sonntag am Strand wird die sizilianische Familie Calafiore von der albanischen Schwiegermutter Samira zurück nach Palermo gefahren. In einer engen Gasse vor ihrem Haus kommt ihnen ein Wagen mit zwei jungen Frauen aus Mailand entgegen. Samira, die immer noch illegal in Palermo lebt, und die lesbische Rosa, deren Partnerin ihr gerade erklärt hat, dass sie sie nicht liebt, beschließen nicht auszuweichen. Eine ganze heiße Nacht verbringen sie in ihren Autos, beobachtet von allen Anwohnern, die Wetten abschließen. Dante erzählt währenddessen die Lebensgeschichte der beiden: Samira ist, nachdem ihr eigener Vater sie geschwängert hat, von Albanien nach Italien geflüchtet. Das Geld hat sie sich als Prostituierte im Hafen erarbeitet. Rosa flüchtet vor ihrer Homosexualität, seit ihre Familie sie deswegen verstoßen hat. Die Farce wird zur Tragödie, denn am nächsten Morgen ist Samira tot. Die Autorin prangert die brutalen Machtverhältnisse in italienischen Familien an.
Eine beklemmende Geschichte, mit schwarzem Humor konzentriert auf 140 Seiten erzählt. Für Leser schonungsloser Gesellschaftsanalysen ein faszinierendes Buch.Rezensent: Ileana Beckmann
Personen: Bechtolsheim, Christine von Dante, Emma
Dante, Emma:
Mitternacht in Palermo : Roman / Emma Dante. Dt. von Christine von Bechtolsheim. - 1. Aufl. - München : Luchterhand, 2010. - 142 S. ; 19 cm. -
ISBN 978-3-630-62177-7
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher