Detaillierte Chronik über die Nuklearkatastrophe von 1986.
Rezension
Wie konnte es dazu kommen, dass der Reaktorblock 4 des Atomkraftwerks in Sichtweite der Stadt Prypjat explodierte? Dies ist die Leitfrage, der der US-amerikanische Publizist über Jahre hinweg mit einer enormen Akribie nachgegangen ist. Er hat nicht nur die Literatur und alle verfügbaren Dokumente ausgewertet, sondern mit erheblichem Aufwand eine große Zahl an Zeitzeugen interviewt, teilweise mehrfach. Allein der Anhang umfasst 160 Seiten. Auf dieser nahezu wissenschaftlichen Basis kann das journalistisch geschriebene, sehr gut übersetzte Buch nicht nur einen bloßen Eindruck der erschreckenden Geschehnisse vermitteln, sondern von der Vorgeschichte über die Krise selbst bis zu ihrer Bewältigung ein sehr genaues Bild zeichnen. Die physikalisch-technischen Details bleiben trotzdem komplex. Beeindruckend ist die Schilderung der von lähmendem Zentralismus, unerschütterlichem Fortschrittsglauben und dem allgegenwärtigen Wodka geprägten Rahmenbedingungen in der Sowjetunion.
Trotz der Berücksichtigung der sozialen Dimension eher für die technikaffine Leserschaft geeignet.Rezensent: Tobias Behnen
Personen: Higginbotham, Adam Gabler, Irmengard
Higginbotham, Adam:
Mitternacht in Tschernobyl : Die geheime Geschichte der größten Atomkatastrophe aller Zeiten / Adam Higginbotham. Dt. von Irmengard Gabler. - Frankfurt am Main : Fischer, 2019. - 614 S. : Ill. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-10-002538-8
Technik der Energiegewinnung - Signatur: Tb 6 - Bücher