Eine Woche im Leben der Philosophieprofessorin Ruth im Berlin der Gegenwart.
Rezension
Ulrich Woelk versteht das Handwerk des Gegenwartsromans. Hier steht Ruth im Mittelpunkt, eine durch Intelligenz, Reflexionsvermögen, Selbstkontrolle und Fleiß charakterisierte Frau. Mit der Berufung in den Ethikrat steht ihre Karriere vor einem weiteren Höhepunkt. Auch bei ihrem Mann Ben, einem Architekten, läuft es beruflich glänzend, in dieser Woche wird sein Entwurf für ein baubiologisch und ästhetisch innovatives Einkaufszentrum angenommen. Doch beim morgendlichen Joggen beißt Ruth ein Hund, die Verletzung hat Folgen, und dann taucht auch noch Stav auf und erinnert daran, dass sie die ethische Frage nach der Anwendung von Gewalt in der Studienzeit anders beantwortet hat. Weitgehend spannend und mit viel Wirklichkeitsnähe - manchmal aber auch zu routiniert und mit einigen Stereotypen - erzählt Woelk diese Geschichte, in die Philosophie, Klimakleber, Corona, Rückblick auf die Anti-Atomproteste, verpasste Mutterschaft, Patchworkfamilie und Ehe eingewoben sind. Am meisten überzeugt die Hauptfigur mit ihrem nach außen überlegten Handeln und den schmerzlichen inneren Prozessen.
Ein gut gemachter, zum Schluss hin etwas flauer Roman für eine große Leserschaft. Empfohlen.Rezensent: Gabriele Kassenbrock
Personen: Woelk, Ulrich
Woelk, Ulrich:
Mittsommertage : Roman / Ulrich Woelk. - München : C.H.Beck, 2023. - 283 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-406-80652-0
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher