Horváth, Martin
Mohr im Hemd oder Wie ich auszog die Welt zu retten. Roman
Bücher

Tragikomische Geschichten aus einem Heim für jugendliche Asylbewerber in Wien.


Rezension

Der 15jährige Ali, ein selbstbewusster Schwarzafrikaner, lebt in Wien in einem Heim für jugendliche Asylbewerber. Seine - selbst auferlegte - Aufgabe besteht darin, den Geschichten seiner Mitbewohner und Betreuer hinterherzuspüren und sie zu erzählen, was ihm leicht fällt, da er behauptet, alle Sprachen zu sprechen. Dabei erfährt der Leser die entsetzlichsten Schicksale. Am schlimmsten für die traumatisierten Jugendlichen aber ist das Heimweh, die Einsamkeit, das Fehlen von Beschäftigung und die Angst vor Abschiebung. Alle tragen schreckliche Erinnerungen mit sich und haben Albträume. Auch der lockere, fröhliche Ali ist davon nicht verschont. Schließlich überredet er alle, einen Aufstand zu machen: Die „Bundesabschiebeministerin“ soll entführt werden. Der Roman nimmt an Tempo und Spannung zu, ebenso wie die überschäumende Fabulierlust des Autors mit seinen Wortspielereien und der beißenden Ironie, mit der er Willkür und Unmenschlichkeit der österreichischen Asylpolitik entlarvt.

Ein ganz ungewöhnliches Romandebüt, bei dessen Lektüre dem Leser das Lachen oft im Hals stecken bleibt.

Rezensent: Ileana Beckmann


Personen: Horváth, Martin

Schlagwörter: Afrika Europa Asyl Heimweh

Horváth, Martin:
Mohr im Hemd : oder Wie ich auszog die Welt zu retten. Roman / Martin Horváth. - München : Dt. Verl.-Anst., 2012. - 345 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-421-04547-8

Zugangsnummer: 30475
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher