Memoiren, autobiographische Bruchstücke, Fakten und Fiktionen: der Roman ist ein Spiel mit literarischen Konventionen.
Rezension
Die 'Anmerkungen des Autors', ein Vorwort zur Erklärung des ambitionierten literarischen Experiments, machen die Absicht deutlich. Auf der Handlungsebene sitzt der Enkel am Sterbebett des immer schon schweigsamen Großvaters, der plötzlich zu reden beginnt. Er war offenbar unangepasst, es gibt revolutionäre Impulse, er ist Kriegsveteran des zweiten Weltkriegs, mit der Großmutter gab es ein merkwürdig ambivalentes Verhältnis.
Überwölbend ist jedoch seine Leidenschaft für die Raketentechnik, die Raumfahrt und den Mond. Er entwirft Modelle von Mondsiedlungen, verfolgt mit fasziniertem Hass den genialen Wernher von Braun, der seine Nazivergangenheit in den USA der Nachkriegszeit mühelos abschütteln konnte. Und so mischen sich Fakt (auch gern als 'fake news' erkannt), tatsächliches historisches Geschehen, ironische Perspektive und ratlose persönliche Reaktion des Enkels.
Es ist ein Kaleidoskop, interessant, manchmal langatmig, absichtlich orientierungslos.
Rezensent: Hans-Wolfgang Schaller
Personen: Chabon, Michael Fischer, Andrea
Chabon, Michael:
Moonglow : Roman / Michael Chabon. Dt. von Andrea Fischer. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2018. - 492 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-462-05074-5
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher