Der ukrainische Literaturstudent Otto von F. gerät in den Moskauer Untergrund und jagt die Symbole des Sowjet-Imperiums zum Teufel.
Rezension
Otto von F., Literaturstudent aus der Ukraine, erlebt an einem nassen Maitag in Moskau einen Höllentrip: Durch dumme Zufälle gerät er in die Kanalisation und fällt dort Beamten des Geheimdienstes in die Hände. Die züchten angeblich Riesen-Ratten als letzte Reserve des untergehenden Sowjet-Imperiums im Kampf gegen die Demokratie-Bewegung. Otto von F. gelingt es zu fliehen und sieht sich plötzlich den Symbolen eines menschen- verachtenden Regimes gegenüber. Popanze, gefüllt mit Sägemehl… – Mit seinem Roman Moscoviada rechnet Andruchowytsch mit dem System der imperialen Sowjetunion ab. Es ist ein politisches Buch, witzig, grotesk. Wie Otto von F. alkoholgeschwängert durch die Metropole stolpert und mit den Tücken des sozialistischen Alltags kämpft, hat schon etwas tragikomisches. Der Hintergrund ist aber ernst, und so lässt Andruchowytsch in einem karnevalesken Spektakel seinen Helden, einen zum Spitzeldienst gezwungenen Oppositionellen, am Ende die schrecklichen Gespenster einer perversen Ideologie eliminieren. Erfolgreich? Im neuen Russland sind sie wieder da: Nationalismus und Chauvinismus, Antisemitismus und autoritäre Strukturen. Alles das, was der Autor beim Verfassen des Romans 1992 überwunden glaubte. Insofern ist Andruchowytschs Buch aktueller denn je und absolut empfehlenswert.
Für Liebhaber bissiger, politischer Gesellschaftsromane.Rezensent: Michael Freitag
Personen: Andruchowytsch, Juri Stöhr, Sabine
Andruchowytsch, Juri:
Moscoviada : Roman / Juri Andruchowytsch. Dt. von Sabine Stöhr. - 1. Aufl. - Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2006. - 201 S.; 21 cm. -
ISBN 3-518-41826-2
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher