Eine ungleiche Männerfreundschaft, unkonventionell erzählt von einem jungen israelischen Autor
Rezension
Was ist Leben, was ist Freiheit, was Glück? Um diese Fragen geht es im zweiten Roman des jungen, mehrfach ausgezeichneten, israelischen Schriftstellers Asaf Schurr.
Motti nimmt nach einer Trunkenheitsfahrt seines Freundes Menachem die Schuld am Tod einer jungen Frau und damit auch die fünfjährige Gefängnisstrafe auf sich. Was zunächst wie ein ultimativer Freundschaftsbeweis erscheint, entpuppt sich als gewaltsames Machtgefüge. Seit ihrer ersten Begegnung während des Militärdienstes sind Menachem und Motti auf verhängnisvolle Weise miteinander verbunden. Motti ist Grundschullehrer und liebt seine Hündin Laika. Doch mehr als im Beruf, lebt er in seinen Träumen und Phantasien vom Glück. Nicht die Gegenwart ist ihm wichtig, letztlich weiß er mit seiner Zeit nichts anzufangen - sondern die Zukunft, wenn er die große Liebe gefunden haben wird, vielleicht mit der Nachbarstochter Ariella. Ist er im Gefängnis glücklicher als sein Freund Menachem in Freiheit, der mit Frau und Kindern ein normales, ein Alltagsleben lebt? Lakonisch, frech und sympathisch mischt sich der Autor in seine Erzählung ein und spielt mit der Geschichte. In „Motti“ schildert Schurr nicht die große Politik, sondern erzählt von einer ungleichen Freundschaft, aufgeladen mit Unausgesprochenem.
Rezensent: Heike Lüttgens
Personen: Schurr, Asaf Harnisch, Ulrike
Schurr, Asaf:
Motti : Roman / Asaf Schurr. Dt. von Ulrike Harnisch. - Berlin : Berlin Verl., 2010. - 216 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-8270-0862-6
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher