Ein Buch über das Sterben und den Tod der eigenen Mutter.
Rezension
„Endlich – ich hatte genug von Louanne Antrim“. So reagiert Donald Antrim auf den Tod seiner Mutter. Ihre exzentrische Persönlichkeit, ihr kontinuierlicher Verfall durch die schwere Alkohol- und Nikotinabhängigkeit hat seine Kindheit und Jugend geprägt, fast zerstört. Kaum ist die Mutter des New Yorker Schriftstellers unter der Erde, kauft er sich ein Bett. Das erste von vielen, das er kauft, storniert, umtauscht. Die Suche nach dem perfekten Bett bekommt etwas Obsessives. Das Bett als Fluchtort und Befreiungsversuch vor einer dominanten Mutter. Tiefernst und doch voll bitterer Komik beschreibt Antrim das Wechselspiel von Macht und Manipulation, das sein Verhältnis zu seiner Mutter charakterisierte. „Kein Roman“, meint der Verlag das autobiografische Buch benennen zu müssen, eine „Erinnerung“, wie es im amerikanischen Original heißt, trifft es besser. Nüchtern-distanziert beschreibt Antrim seine Erinnerung an eine faszinierende und zugleich abstoßende Persönlichkeit voller Widersprüche.
Das dritte Werk des Schriftstellers, der als einer der „20 Schriftsteller des 21. Jahrhunders“ gilt, ist keine „Betroffenheitslektüre“ über Trauerverarbeitung im üblichen Sinne. Für geübte Leser gerne empfohlen.Rezensent: Dagmar Paffenholz
Personen: Antrim, Donald Stringl, Nikolaus
Antrim, Donald:
Mutter : Kein Roman / Donald Antrim. Dt. von Nikolaus Stringl. - Reinbek : Rowohlt, 2006. - 237 S.; 21 cm. -
ISBN 3-498-00069-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher