Über die Hintergründe der Entstehung von Glorifizierung und Überhöhung von Person, Werk und Glamour auf dem grünen Hügel.
Rezension
Seit vielen Jahrzehnten scheiden sich Befürworter und Verehrer und Gegner und spöttische Kritiker an der Person, aber auch am musikalischen Werk Richard Wagners (1813-1883). Seine politischen Schriften hingegen, die eine utopische Neugestaltung der Gesellschaft und revolutionäre Umbrüche propagierten, sind weitaus weniger bekannt. Sie fanden in seinem realen Leben keine Umsetzung, stehen dazu in eklatantem Widerspruch. Dennoch geht bis heute eine große Faszination von der Person aus, die aus bürgerlicher Perspektive alles andere als vorbildlich war, aber sich als Mythos zu inszenieren verstand. Diese Hochstilisierung ging nahtlos über auf seine Opern mit den sagenumwobenen mythischen Gestalten und den grünen Hügel Bayreuths als verklärter Pilgerstätte bis heute. In seiner kenntnisreichen Analyse geht der excellente Wagnerkenner, Professor für Politische Ideengeschichte, diesem Phänomen von den Anfängen bis zum Neustart nach der braunen Vereinnahmung in der Hitlerzeit nach. Die geniale, aber auch unstete, ruhelose Gestalt in die Auf- und Umbrüche des 19. Jh. gestellt, eröffnet facettenreiche Dimensionen zu Wagners musikalischem Werk und seinen politischen Schriften.
Sehr lesenswert für alle, die an der Ideengeschichte dieser Epoche interessiert sind.Rezensent: Halgard Kuhn
Personen: Bermbach, Udo
Bermbach, Udo:
Mythos Wagner / Udo Bermbach. - Berlin : Rowohlt Berlin, 2013. - 334 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-87134-731-3 geb. : EUR 19.95
Lebensbilder, Briefe und Tagebücher einzelner Personen - Buch