Ein wichtiges literarisches Zeitdokument der aktuellen Krisensituation in Venezuela, verkörpert durch eine Protagonistin, die ihr Land verlässt, um zu überleben.
Rezension
Adelaida lebt in Caracas und arbeitet als Korrektorin für einen Buchverlag. Es ist die Zeit des Sozialismus in Venezuela, einem Land das seit dem Amtsantritt von Hugo Chavez und besonders unter dem derzeitigen Staatspräsidenten in einen Strudel von Mangel und Gewalt geraten ist und gegenwärtig einen regelrechten Exodus erlebt. Die Regale in den Supermärkten sind leergefegt, auf den Straßen tobt der Mob, willkürliche Verhaftungen und Geiselnahmen sind an der Tagesordnung. Als Adelaidas Wohnung durch eine Schlägertruppe der „Kinder der Revolution“, ausnahmslos Frauen, die sich ermächtigen im Namen der Revolution andere Menschen zu bedrohen und zu enteignen, zertrümmert wird und sie aus ihrer eigenen Wohnung ausgesperrt wird, rettet sie sich in die Wohnung ihrer Nachbarin. Die Tote, die dort auf dem Boden liegt, war Tochter einer nach Venezuela immigrierten Spanierin. Ab diesem Moment begreift Adelaida, dass sie alles für ihr eigenes Überleben tun muss und eignet sich nach und nach die Identität der Toten an. Sie fälscht Dokumente und Passfotos, um nachzuweisen, dass sie die spanische Staatsbürgerschaft besitzt und damit in die EU einreisen darf. Am Ende gelingt ihr die Flucht nach Madrid.
Erschütternd, schonungslos und packend. Für an Politik und Weltgeschehen interessierte LeserInnen.Rezensent: Sophie Jünemann
Personen: Sainz Borgo, Karina Lange, Susanne
Sainz Borgo, Karina:
Nacht in Caracas : Roman / Karina Sainz Borgo. Dt. von Susanne Lange. - Frankfurt am Main : Fischer, 2019. - 220 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-10-397461-4
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher