"Ich hatte eine schöne Kindheit. Mutter ging früh zu Bett. Vater starb, als ich zwölf Jahre alt war." So beginnt die Geschichte eines Außenseiters, der sein Leben erzählt, bis zum schrecklichen Ende.
Rezension
Saabye Christensen (zuletzt Ev.B. 05/223) debütierte in den 70er Jahren mit einer Gedichtsammlung und schrieb 1977 seinen ersten Roman "Amatøren" (Der Amateur). Diese Thematik hat seitdem all seine weiteren erschienenen Erzählungen bestimmt: Geschichten von Außenseitern, unsicher und nicht in der Lage, ihr Leben in den Griff zu bekommen, linkisch, ungeschickt, geborene Versager. "Nachtschatten" ist ein in jeder Hinsicht düsterer Roman, der auch inhaltlich den Leser oft genug in Dunkelheit zurücklässt. Von Anfang an wird deutlich, dass der Erzähler - der Roman spielt etwa zwischen seinem 12. und 17. Lebensjahr - auf den Abgrund zusteuert, auch wenn der Verfasser sich oft auf Gedanken, Andeutungen, Hinweise beschränkt, ohne diese aufzuklären und zu erhellen. Und das ist schlimm, denn die Unwissenheit ist, so der Junge, ein Treibhaus, in dem die schrecklichsten Gewächse gedeihen. Regungs- und gefühllos erlebt er den Suizid des Vaters, die Gestörtheit der Mutter, wächst dann bei der gefühlskalten Tante auf. Von dieser Zeit im Oslo der 1960er Jahre erzählt der Roman, zwischen Schamlosigkeit, krankhafter Sexualität, Verklemmtheit, Heimlichkeiten - die Suche eines Jungen nach der eigenen Identität und einem Platz in der Gesellschaft, in die er doch nicht hineinpasst.
Anspruchsvollen erwachsenen LeserInnen gern empfohlen.Rezensent: Astrid van Nahl
Personen: Christensen, Lars Saabye
Christensen, Lars Saabye:
Nachtschatten : Roman / Lars Saabye Christensen. Dt. von Christel Hildebrandt. - 1. Aufl. - München : btb, 2007. - 286 S. ; 21 cm. - Aus d. Norw.
ISBN 978-3-442-75134-1 geb. : EUR 19.95
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