Zwei Jungen entführen ihren unbeliebten Schulleiter. Der „Lausbubenstreich“ rückt unbequeme Wahrheiten ins rechte Licht.
Rezension
Der 17jährige Jannik, übergewichtig, schüchtern und ein genialer Spezialist für klassische Musik kämpft mit seinen homosexuellen Gefühlen. Er ist verliebt in Tai, einen bildhübschen Vietnamesen und taletierten Technikfreak,de mit reichlich krimineller Energie ausgestattet ist. Die beiden Schüler halten den Schulleiter Lamprecht in seiner Wohnung gefangen, nachdem sie ihn sturzbetrunken auf der Straße aufgelesen haben. Die Zeit der Isolationshaft zwingt nicht nur den zynischen Lamprecht zu unliebsamen Schuldeingeständnissen, auch Janniks „Schneckenhaus“ bekommt zunehmend Risse. – Die sprachlich brillante und sinnlich facettenreiche Coming-of-Age-Geschichte zielt mit einem durchgängigen Perspektivwechsel auf die Empathiefähigkeit und Leselust zweier Generationen. Amüsant sind die knackigen Dialoge, gewürzt mit reichlichen Situationskomik und einem kreativ-phantasievollem Umgang mit klassischer Musik, während die Selbstreflektionen des Schulleiters die Handlung nur bedingt vorantreiben.
Themenreich, schräg, sinnenfroh: Unterhaltsamer Lesestoff für ausdauernde Leser*innen unter den Jugendlichen und für junggebliebene Erwachsene. Empfohlen besonders als Hörbuch.Rezensent: Natascha Rothert-Reimann
Personen: Ranisch, Axel
Ranisch, Axel:
Nackt über Berlin : Roman / Axel Ranisch. - Berlin : Ullstein fünf, 2018. - 382 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-96101-013-4
Erzählungen (ab 13 Jahre) - Signatur: Ju 3 - Bücher