Inan, Özge
Natürlich kann man hier nicht leben Roman
Buch

Facetten- und figurenreiche postmigrantische Familiengeschichte im Kontext der neueren politischen Historie der Türkei


Rezension

2013 verfolgt die 16jährige Nilay mit ihren Eltern die Gezi- Proteste in Istanbul im Fernsehen in der elterlichen Wohnung in Berlin und ist empört: Wie können ihre Eltern Selim und Hülya so teilnahmslos bleiben angesichts der politischen Unruhen in ihrem Heimatland ? Nilay, die sich von ihren Eltern um ihre türkische Heimat und die Großfamilie betrogen fühlt, packt ihren Rucksack, um nach Istanbul zu reisen. Ob Nilay reist, bleibt indes offen. Wie eine Klammer umschließt Nilays wütender Protest die politische Lebensgeschichte ihrer Eltern vom Militärputsch 1980 bis zum Verlassen ihrer Heimat 1992. Selim, der schon als Schüler Mitglied in der marxistisch- sozialistischen Partei war, drohte eine 5jährige Haftstrafe, der er durch Flucht entkommen konnte. Hülya, seine schwangere Frau, ist im schweren Herzens gefolgt. Alle Träume der klugen, in der Frauenbewegung aktiven Medizinstudentin von einem emanzipierten Leben und dem Kampf für eine lebenswerte Zukunft in der Türkei waren geplatzt.

Eine spannende Migrationsgeschichte, die jedoch politisches Hintergrundwissen zur Geschichte der Türkei voraussetzt, viele Figuren unvollendet und viele Fragen offen lässt.

Rezensent: Christine Heymer


Personen: Inan, Özge

Schlagwörter: Familie Türkei Identitätssuche Postmigrantische Literatur

Inan, Özge:
Natürlich kann man hier nicht leben : Roman / Özge Inan. - München : Piper, 2023. - 236 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-492-07168-0 geb. : EUR 24.00

Zugangsnummer: 2015/3395
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Ina - Buch