Ein tragisches Liebespaar setzt sich ausdrucksstark in freier Versform über Sprachhürden hinweg.
Rezension
Jess hätte Nicu, den Roma-Junge mit den großen Augen und der schlecht sitzenden Kleidung, niemals bemerkt, wäre sie nicht auch wie er wegen wiederholten Klauens zum Sozialdienst verdonnert worden. Äußerlichkeiten sind Jess wichtig, nicht zuletzt da sie selbst viel zu verbergen hat. Nicu aber findet Jess wunderbar. Nach England gekommen, um für Nicus arrangierte Hochzeit Geld zusammenzukriegen, will die Familie bald wieder fort. Nicu aber will nicht weg: Er will zur Schule, ein anständiges Leben und in London bleiben. Aber die Fäuste seines Vaters sind stärker und je näher sich Jess und Nicu kommen, desto mehr kommen beider Geheimnisse ans Licht. Den einzigen sicheren Halt geben sie einander, aber für immer zusammenbleiben können sie nicht.
Spannend ist die Sprache dieses Jugendromans. Abwechselnd aus der Perspektive der Hauptfiguren sind die Kapitel in Versform geschrieben. Während Jess trocken sarkastisch ihrer Wut freien Lauf lässt, behilft sich Nicu aufgrund seiner mangelnden Sprachkenntnisse mit Wortschöpfungen, ohne dass dabei die Figur ins Lächerliche gezogen wird.
Rezensent: Anne Tebben
Personen: Crossan, Sarah Conaghan, Brian Setsman, Cordula
Crossan, Sarah:
Nicu & Jess / Sarah Crossan u. Brian Conaghan. Dt. von Cordula Setsman. - München : Mixtvision, 2018. - 300 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-95854-106-1
Erzählungen (ab 13 Jahre) - Signatur: Ju 3 - Bücher