Über das Miteinander von Jung und Alt, das Abschiednehmen und Weiterleben mit sinnvollen Ritualen.
Rezension
Großvater Juanito kümmert sich fürsorglich um seine kleine Enkelin Petra. Jeden Morgen weckt er sie mit Stückchen selbst gepflückter Orangen und gibt ihr mit diesem Ritual das Gefühl von Geborgenheit. Als im Laufe der Zeit die Kräfte des alten Mannes nachlassen und er eines Tages nicht wie gewohnt nach der Schule auf die Enkelin wartet, ist das Mädchen tief betroffen. Sie bemerkt, dass er immer blasser wird, dass er mehr schläft und nicht mehr essen möchte. So verändert sich die Beziehung zwischen Großvater und Enkelin, und das Mädchen übernimmt bald seine frühere Rolle. Jetzt bereitet sie Orangenstückchen vor und reicht sie ihm, so wie er es früher getan hat. Nun, als Großvater alt und gebrechlich geworden ist, sind die Orangen „für“ Opa. Noch Jahre nach dem Tod des Großvaters hält die inzwischen erwachsene Petra an dem Ritual fest, morgens Orangen zu essen, und das gibt ihr Kraft für ihr eigenes Leben.
Das Sterben des Großvaters wird benannt. Im dazugehörigen Bild wird die Abwesenheit des Großvaters verdeutlicht, indem er nur schemenhaft, wie ein Schatten an der Wand dargestellt wird. Großflächige bunte Bilder, überwiegend in leuchtendem Orange und kräftigem südländischen Himmelsblau, lassen die Atmosphäre Andalusiens spürbar werden. Das Motiv der Orange, als ein „kleines Stück von der Sonne“, wird in verschiedenen Varianten aufgegriffen: als Erdball, Sonne, Zitrusfrucht am Baum oder auf dem Teller. Ergänzend zu den großflächigen Farben sind die Bilder detailreich mit feinen Zeichenstrichen und mit surrealen Elementen ausgestaltet. Größenverhältnisse und Perspektiven sind oft verschoben. So spaziert der gebückte Großvater mit seinem Spazierstock auf einem Tellerrand oder er sitzt auf einer groß gemalten Orange. Ein runder großer Kreis, der ebenso an die Abendsonne wie an eine Orange erinnert, stellt einen schwebenden Tisch dar.
Sprache und Text ergänzen einander gut. Die Wortwahl ist leicht verständlich. Ein tröstlicher Gedanke dieser Bilderbuchgeschichte ergibt sich aus der Beobachtung, wie wohltuend und verbindend Rituale im Hier und Jetzt und über den Tod hinaus sein können.Als die Enkelin zu einer erwachsenen Frau geworden ist, lebt der Großvater in ihrem Andenken weiter. So vermittelt dieses Buch Anregungen, über das Altwerden und das Sterben alter Menschen zu reden.
Rezensent: Barbara Cramer
Personen: Fortier, Natali Legendre, Francoise Griebel-Kruip, Rosemarie
Orangen für Opa / Natali Fortier. Ill. von Francoise Legendre. Dt. von Rosemarie Griebel-Kruip. - Düsseldorf : Sauerländer, 2008. - O.Pag.: überw. Ill. ; 24 cm. -
ISBN 978-3-7941-5132-5
Bilderbücher (einschl. Märchen- u. Sachbilderbücher) - Signatur: Jm 1 - Bücher