Umgang mit der Trauer und der Gemeinsamkeit nach dem Tod von Mutter und Partnerin.
Rezension
In kargen Bildern und poetischer Sprache erzählt dieses einfühlsame, atmosphärische Buch von der Leere, die ein verstorbener Mensch bei den Hinterbliebenen hinterlässt. Schon die erste Doppelseite vermittelt eine bedrückende Stimmung, die vor allem durch kurze, parataktische Sätze und beklemmende schwarz-weiß Bilder hervorgerufen wird. Der Leser weiß sofort, dass dieses Buch Trauer und Verlust zum Thema hat, auch wenn er erst spät erfährt, dass die Mutter des Ich-Erzählers gestorben ist. Alles ist grau und trist in dieser künstlich wirkenden Welt aus Papier und schwarzen Linien, die von einigen roten Akzenten durchbrochen wird. Der Ich-Erzähler, ein kleiner Junge, der verloren und einsam wirkt, stellt fest: „Es ist stiller als es je zuvor hier gewesen ist.“ Verlust und Leere werden visuell durch eine verlassene rote Schaukel eingefangen. Jeder für sich leiden Vater und Sohn an Schlaflosigkeit.
Doch sie nähern sich immer mehr an und finden schließlich aneinander Halt und Trost. Den Beginn macht ein Gespräch über den Fuchs und die roten Vögel, die der Sohn für tote Menschen hält. Er hat Angst, dass der Fuchs ihnen ihr Brot wegfrisst. Über die Geschichte vom Fuchs und den Vögeln gelingt es den Hinterbliebenen, ihre Gedanken über den Tod zu verbalisieren. Auf diese Weise eröffnet der Text eine Metaebene.
Anschließend betrachten sie die Sterne, wobei der Vater das Kind in den Armen geborgen hält. Durch Gespräche und den kleinen Ausflug finden sie zueinander und haben so der Leere und der Stille etwas entgegenzusetzen. In Vaters Armen kann der Junge endlich zur Ruhe kommen und schläft ein, was zeigt, wie wichtig Nähe und Geborgenheit für ein Kind sind. Da aus der Perspektive des Kindes erzählt wird, begreift man, wie wichtig es ist, dass ein Kind nach einem Trauerfall nicht allein gelassen wird und Halt in der Familie findet. Mit Trauer kann man gemeinsam leichter zurecht kommen.
Die deprimierenden Anfangsbilder werden zum Schluss durch deutlich hellere und buntere Farben abgelöst und auch der Text verdeutlicht, dass Vater und Sohn nun Hoffnung geschöpft haben und der Zukunft positiv entgegen sehen. So spendet das Buch Mut und weist einen Weg aus der Dunkelheit
Die Schlussseite zeigt, wie die roten Vögel das Brot, das der Junge für sie hingelegt hat, aufpicken, doch die Interpretation der Tiere bleibt jedem selbst überlassen.
Rezensent: Julia Hoffmann
Personen: Dörries, Maike Torseter, Oyvind Lunde, Stein Erik
Papas Arme sind ein Boot / Stein Erik Lunde. Ill. von Oyvind Torseter. Dt. von Maike Dörries. - 1. Aufl. - Hildesheim : Gerstenberg, 2010. - o. Pag. : überw. Ill. ; 25 cm. -
ISBN 978-3-8369-5313-9
Bilderbücher (einschl. Märchen- u. Sachbilderbücher) - Signatur: Jm 1 - Bücher