Eine geborene Außenseiterin aus dem postsowjetischen Russland beißt sich durch – saukomisch, todtraurig und atemberaubend.
Rezension
Wer in einem postsowjetischen sibirischen Kaff namens „Asbest 2“ aufwächst, hat’s nicht leicht: nur Armut, Alkohol, Aussichtslosigkeit. Sascha Goldberg ist zudem dick und tolpatischig, farbig und jüdisch. Ihr Vater setzt sich ab, ihre ehrgeizige Mutter will sie auf ein Moskauer Elitegymnasium schicken. Doch vorher wird Sascha schwanger (auf einer Müllkippe!). Als ihre Mutter ihr das Kind wegnimmt, haut sie ab. Mit 17 lässt sie sich als Katalogbraut nach Arizona holen. Auch dort läuft sie weg, lebt zeitweise eingesperrt bei spinnerten Superreichen und flieht nach New York, wo sie ihren Vater aufspürt und sich als Putzfrau durchschlägt. Antiheldin Sascha ist schnodderig und mürrisch, so dass man sie oft anfeuern, ausschimpfen oder aufrütteln möchte. Sie zieht skurrile Typen an und schliddert ständig in absurde Abenteuer, im heruntergekommenen Russland ebenso wie in den spießigen USA.
Mit ihrem respektlosen und atemberaubenden Stil, mit unbekannten Perpektiven und Themen weckt Ulinich Lust an einer frischen Literatur. Unbedingt lesen!Rezensent: Kerstin Wohne
Personen: Ulinich, Anya Biermann, Pieke
Ulinich, Anya:
Petropolis : Die große Reise der Mailorder-Braut Sascha Goldberg / Anya Ulinich. Dt. von Pieke Biermann. - München : Dt. Taschenbuch Verl., 2008. - 419 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-423-24684-2
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher