Stan Laurel, Komiker des 20. Jhds. und Thomas von Aquin, Theologe des 12., treffen in völliger Dunkelheit aufeinander.
Rezension
Stanley findet sich unerklärlicherweise in völliger Dunkelheit wieder. Tastend erkennt er, dass er sich in einem Tunnel befindet. Verzweifelte „Ollie! Ollie!“ - Rufe und Zitate aus berühmten Filmen von „Dick und Doof“ machen klar, um wen es sich handelt. Er stößt mit einem dicken, großen Mann zusammen, der auch umherirrt. Stan erfühlt eine Mönchskutte. Es ist Thomas von Aquin, der große Theologe und Philosoph der Scholastik des 12. Jahrhunderts. Thomas schließt aus diesem Zusammentreffen, dass beide tot sein müssen, er der Erlösung also nahe, Stan fühlt entsetzliches Nichts und Angst. Sokrates ist das philosophische Vorbild von Thomas, und so entstehen in den tastenden Gesprächen von Stan und Thomas platonische Dialoge, in denen klar wird, dass beide nicht wissen, was Leben eigentlich ist - und was Tod. Thomas in seiner Heilsgewissheit bleibt gelassen, Stan gerät in Panik und sucht seine Nähe. Und so tasten sie sich durch die Dunkelheit. Philosophische Systeme erörtern sie, Glaubensfragen. Weltbilder und philosophische Erklärungsmodelle prallen aufeinander. Der studierte Philosoph Orths setzt die Grenzen der Anschauungen der Jahrhunderte dialogisch voneinander ab.
Dieser faszinierende Roman macht klar, dass wir von dem was wirklich ist, aufgrund der Beschränkung menschlicher Erkenntnis nichts wirklich wissen können. Das Fazit: Der Humorist ergibt sich demütig in das Schicksal des Todes, der Theologe ergibt sich dem Lachen, es ist ein bitteres. Reizvoll wegen der philosophischen Genauigkeit. Bestechend wegenRezensent: Hans-Wolfgang Schaller
Personen: Orths, Markus
Orths, Markus:
Picknick im Dunkeln : Roman / Markus Orths. - München : Hanser, 2020. - 236 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-446-26570-7
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher