1944 flieht die Jüdin Maria mit ihrem sieben Wochen alten Sohn aus Birkenau und sucht nach dessen Vater Jakob.
Rezension
Maria und der jüdische Lagerarzt Jakob lernen sich im KZ lieben. Die Nacht der Flucht Marias bildet den Hintergrund ihrer zahlreichen furchtbaren Erinnerungen. Wie im Fieberwahn werden Rückblenden dargeboten - auf den Lageralltag, die medizinischen Experimente, in die auch Jakob verstrickt ist; auf den trunksüchtigen Vater und die antisemitischen Ausschreitungen in Novi Sad 1942. Maria schlägt sich - wie verabredet - nach Polen durch, wo sie sich mit Jakob trifft, den in tiefer Depression gerade noch rechtzeitig Marias Suchanfrage über das Rote Kreuz erreicht. Gemeinsam besuchen sie sechs Jahre später das KZ - dieser Epilog hält nicht nur eine Überraschung bereit, sondern bildet mit den (biblischen) Schlusssätzen und den einleitenden Bibelzitaten eine bemerkenswerte Klammer. Auch wenn Autor und Literaturwissenschaft Defizite am Buch feststell(t)en - es überzeugt durch die Grauzonen. Das kluge Nachwort Rakusas wie das so passende Cover runden das lesenswerte Werk von 1962 ab.
Ein wichtiger Beitrag zur so genannten „Shoa-Literatur".Rezensent: Frauke Thees
Personen: Kiš, Danilo Wolf-Grießehaber, Katharina Rakusa, Ilma
Kiš, Danilo:
Psalm 44 : Roman / Danilo Kiš. Dt. von Katharina Wolf-Grießhaber. Mit einem Nachwort von Ilma Rakusa. - München : Hanser, 2019. - 135 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-446-26394-9
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher