Literarische Darstellung eines gesellschaftlichen Status Quo.
Rezension
„Red Pill" ist mittlerweile ein feststehender Ausdruck für das Erstarken der Rechten, in den USA zum Beispiel der Republikanischen Partei mit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten. Hari Kunzru zeigt in seinem Roman, wie sich dieses Erstarken der Rechten auf die Entwicklung eines Individuums auswirken kann, nutzt dabei aber Mittel, die einem Gelingen teilweise im Wege stehen: Fast 180 Seiten lang schwurbelt sich der Ich-Erzähler, ein amerikanischer Schriftsteller, durch seine Reise nach Berlin, auf der er mit seltsamen Persönlichkeiten und der deutschen Geschichte konfrontiert wird. Sympathisch ist dieser Erzähler nicht, für seine mannigfaltigen kulturhistorischen Anspielungen ist umfangreiches Vorwissen erforderlich und es passiert nicht allzu viel. Erst danach gewinnt der Roman an Fahrt und wird interessanter, da die Erfahrungen des Protagonisten und seine fortschreitende Persönlichkeitskrise konsequent miteinander in Beziehung gesetzt werden.
Dieser Roman wird polarisieren. Freund*innen intellektuell anspruchsvoller zeitgenössischer Literatur mit Einschränkungen empfohlen.Rezensent: Marcel Lorenz
Personen: Kunzru, Hari Löcher-Lawrence, Werner
Kunzru, Hari:
Red Pill : Roman / Hari Kunzru. Dt. von Werner Löcher-Lawrence. - München : Liebeskind, 2021. - 350 S. ; 20 cm. -
ISBN 978-3-95438-134-0
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher