Klüssendorf, Angelika
Risse Roman
Bücher

Vom Überleben eines Kindes in einer dysfunktionalen Familie und in autoritär geführten Heimen der DDR.


Rezension

Die Mutter versucht abzuschätzen, wieviel Zeit ihr noch bis zum nächsten Gewaltausbruch des Vaters bleibt. Er ist nur noch auf ihr Geld aus, sie bestiehlt ihn wie er sie. Er braucht das Geld für Alkohol, sie kauft sich Schönes, die Kinder hungern. Sie liefert ihre Kinder ihren Launen aus, quält sie, missbraucht sie als Resonanzraum für ihre Gelüste. Das Mädchen – so auch der erste Titel der bekannten autofiktionalen Trilogie der Autorin – lernt mit allen Sinnen die Stimmungen ihrer Mutter einzuschätzen, Zeichen zu entschlüsseln, um sich und ihre kleine Schwester zu wappnen. Später wird sie aus dem Heim weglaufen, um ihre Schwester zu beschützen, noch später sie verlassen. Die Erzählungen dieses Bandes sind bereits 2004 – vor der Trilogie – entstanden. Nach dem Tod der Mutter liest die Autorin sie neu, spürt Ungesagtem nach, kommentiert und verbindet sie mit dem Abstand von 20 Jahren. So entsteht etwas Neues, auch über die Form. Und wir ahnen, was die Autorin hat überleben lassen.

Sehr nahe am Erlebten, zugleich distanziert durch eine karge Sprache und die gewählte Form. Als Ergänzung in größeren Beständen empfohlen!

Rezensent: Angelika Barth


Personen: Klüssendorf, Angelika

Schlagwörter: Resilienz Autofiktion Gewalt gegen Kinder

Klüssendorf, Angelika:
Risse : Roman / Angelika Klüssendorf. - München : Piper, 2023. - 169 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-492-05991-6

Zugangsnummer: 45884
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher