Kinder als Spiegel der Verletzungen der Nachkriegsgeneration - eine abgründige Geschichte eines Sommers.
Rezension
Sommerferien in den 1960ern, Neubausiedlung – viel mehr Bühnenbild braucht Georg Klein nicht, um ein höchst verstörendes, teils abgründiges Buch zu inszenieren. Die Hauptdarsteller sind Kinder, in deren Gesichtern sich die Falten der Nachkriegserwachsenen zeigen. Kindliche Unbefangenheit kommt gar nicht auf, die Harmlosigkeit endet spätestens im Kinderwagen, in dem ein Junge auf Grund einer Verletzung für den Sommer landet, um darin an den Spielen der Freunde teilzunehmen. Plötzlich tauchen Kriegsveteranen auf: ein Mann ohne Gesicht, der Fehlharmoniker, Kommandant Silber und was bedeutet die Prophezeiung, dass eines der Kinder ermordet werden soll? Ebenen verschwimmen bis ins Mystische, selbst der Ich-Erzähler ist nebulös, in Zwischenwelten werden die Handlungsstränge geführt, verlieren sich oft. Fast überflüssig zu sagen, dass die Sprache des Buches erobert werden will und man eine wache verstehende Fantasie braucht.
Nur für geübte Leser mit Ausdauer, sprachlich sehr anspruchsvoll.Rezensent: Volker Dettmar
Personen: Klein, Georg
Klein, Georg:
Roman unserer Kindheit / Georg Klein. - 1. Aufl. - Berlin : Rowohlt, 2010. - 445 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-498-03533-4
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher