Authentische und autobiographische Beschreibung des (Über-)Lebens in einem Konzentrationslager.
Rezension
Der Volksmund sagt: Gut Ding braucht Weile. Das jahrzehntelange Schweigen von KZ-Inhaftierten zeigt, wie langanhaltend der Schrecken der schlechten Dinge Menschen lähmen kann. Dieses kleine und ungemein wertvolle Buch ist der Beleg dafür, dass über vierzig Jahre vergehen mussten, bis die Autorin sprachfähig geworden ist und über ihre Erlebnisse berichten konnte und wollte. Was zudem berührt, ist ihre persönliche Situation. Hier spricht keine akademisch „gebildete“ Frau. Die Autorin ist eine Protagonistin der bisher ungehörten Stimmen und Erlebnisse. Hier hören wir jemandem zu, der bisher kein Publikum, sondern bestenfalls die Familie als Hörerschaft hatte.
Dementsprechend ist das Erzählen von Ginette Kolinka nicht gefiltert, aufpoliert oder verkaufsorientiert glattgeschliffen. Es ist echt. Es ist ein Geschenk diese Frau hören zu können, denn viel zu viele der ursprünglichen Stimmen sind verloren gegangen. Und so ende ich mit einem Zitat: „Die Zuversicht zu verlieren, heißt, den Tod willkommen zu heißen.“
Rezensent: Dirk Purz
Personen: Kolinka, Ginette Ruggieri, Marion Denis, Nicola
Kolinka, Ginette:
Rückkehr nach Birkenau : Wie ich überlebt habe / Ginette Kolinka. Mit Marion Ruggieri. Dt. von Nicola Denis. - Berlin : Aufbau, 2020. - 124 S. ; 20 cm. -
ISBN 978-3-351-03463-4
Einzel- und Familienbiografien sowie Briefe und Tagebücher einzelner Personen aus allen Sachgebieten - Signatur: Bb - Bücher