Völlig unvorbereitet trifft die Sprachlehrerin Ruth im heißen Sommer des Jahres 1976 die Enthüllung ihrer Mutter: Sie war von 1939-1942 Spionin des britischen Geheimdienstes.
Rezension
Man muss kein James Bond-Fan sein, um diesen Roman zu verschlingen. Er vereint Spannung, atmosphärische Dichte und ein überschaubares Personal, an deren Schicksal die Leserin atemlos teilnimmt. Zunächst will Ruth gar nicht glauben, was ihre Mutter Sally Stück für Stück in schriftlichen Zeugnissen preisgibt: 1939 wird Sally/Eva - als russische Emigrantin in Paris lebend - nach dem gewaltsamen Tod des Bruders von Lucas Romer für den britischen Geheimdienst angeheuert und zur perfekten Spionin ausgebildet. Ihre kleine Einheit, die als Nachrichtenagentur getarnt und auf die Verbreitung von Falschmeldungen spezialisiert ist, wird parallel zum Kriegsgeschehen von Belgien nach New York verlegt. Hier erhält Eva von Romer, mit dem sie inzwischen eine geheime Liebesbeziehung eingegangen ist, einen Auftrag, der sie in Lebensgefahr bringt. Der in der Ausbildung vermittelte Grundsatz "vertraue niemand" nimmt Gestalt an. Eingeschoben in die Berichte der Mutter ist die (insgesamt schwächere) Ich-Erzählung Ruths, deren Leben als allein Erziehende im akademischen Oxford mit internationalen Schülern durch die Enthüllung der Mutter nicht unberührt bleibt. Schließlich haben Mutter und Tochter als verbündetes, doch ungleiches Paar im Showdown einen gemeinsamen Auftritt, der beide Erzählstränge verbindet.
Zwei weibliche Hauptfiguren werden für reichlich Interesse auch bei Leserinnen sorgen, die sonst keine Spionageromane lesen. Breite Empfehlung für alle Büchereien mit gut genutztem Romanbestand.Rezensent: Gabriele Kassenbrock
Personen: Boyd, William
Boyd, William:
Ruhelos : Roman / William Boyd. Dt. von Chris Hirte. - 1. Aufl. - Berlin : Berlin Verl., 2007. - 367 S. ; 21 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-8270-0692-9 geb. : EUR 22.00
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