Kehlmann, Daniel
Ruhm Ein Roman in neun Geschichten
Bücher

Romanversuch: Neun Geschichten rund um Wahrheit und Fiktion, Identität und Schreiben.


Rezension

Daniel Kehlmann ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftsteller. Seine „Vermessung der Welt“ ist in über vierzig Sprachen übersetzt worden. Eine beachtliche Erfolgsstrecke liegt also schon hinter dem 1975 geborenen, vielfach ausgezeichneten Autor. Wie treffend, dass sein neues, soeben erschienenes Buch „Ruhm“ heißt. Wie verständlich, dass im Zentrum die Schriftstellerexistenz steht: Zunächst in Gestalt des egomanen, hypochondrischen Leo Richter, der in straff organisierten Vortragsreisen durch die Goethe-Institute ferner Länder tourt und immer dieselben Fragen beantworten muss und dem mit seiner neuen Freundin, einer Ärztin „ohne Grenzen“, das wahre Leben in seiner ganzen Brutalität zu begegnen droht, während diese befürchtet, zur Vorlage einer Romanfigur degradiert zu werden. Oder in Maria Rubinstein, einer erfolgreichen Serien-Krimi-Schreiberin, die für Leo Richter einspringt und bei einer Schrifteller-Rundreise in einem unwirtlichen östlichen Land ihre Identität verliert. Und in Miguel Auristos Blancos, dem Erfolgsautor von Lebenshilfe-Büchern, der sein eigenes Leben inklusive der massiven Belagerung durch Fans und LeserInnen nicht mehr erträgt. Zu diesen Berühmtheiten gesellt sich als weiterer Geschichtenheld der Schauspieler Ralf Tanner, der sich –seiner Existenz als Star überdrüssig – als Imitator seiner Selbst versucht und durchfällt. Tanners Leben ist zusätzlich kompliziert, weil die Telefongesellschaft seine Handynummer mit der eines einfachen Angestellten vertauscht hat, der nach anfänglicher Irritation die vielen Anrufe und das Interesse an seiner Person genießt. Der Abteilungsleiter der Telefongesellschaft schafft es mit Hilfe seines Handys zwei Leben mit Ehefrau und Geliebter zu führen und schickt, um nicht selbst enttarnt zu werden einen Mitarbeiter, den dicken jungen Mollwitz, auf einen Kongress. Die Geschichte um diesen Mollwitz und seinen missglückten Vortrag ist in einer sehr gelungenen eigenen Diktion geschrieben, Mollwitz ist Blogger in diversen Internetforen und schreibt seinen Bericht als „posting“. Bleibt noch des Autors „klügste Figur“ Rosalie, eine an Krebs erkrankte, pensionierte Lehrerin, die ganz kontrolliert zur „Sterbe-Hilfe“ in die Schweiz reist, dort plötzlich vom Lebenswillen überrascht wird und den Autor um ihr Weiterleben bittet.

Leider bleiben bis auf Leo Richter alle Personen schablonenhaft und flach, sodass auch die Lektüre zum schnellen Durchflug gerät. Das Spiel mit Identitäten, Schein- und Ersatzleben findet kein Zentrum, als Roman trägt die Konstruktion der neun Geschichten, die auch einzeln nicht frei von Klischees sind, nicht. Ich habe dieses Buch in einem Zug und

Rezensent: Gabriele Kassenbrock


Personen: Kehlmann, Daniel

Schlagwörter: Identität Autor

Kehlmann, Daniel:
Ruhm : Ein Roman in neun Geschichten / Daniel Kehlmann. - 1. Aufl. - Reinbek : Rowohlt, 2009. - 202 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-498-03543-3

Zugangsnummer: 24866
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher