Ereignisse des Kriegsjahres 1943, erzählt aus unterschiedl. Perspektiven (mit dem Schicksal des Pianisten Kreiten).
Rezension
Hier wird das Kriegsjahr 1943 dargestellt, collageartig, in einer chronologischen Zusammenstellung. Die äußerst umfangreich recherchierten Dokumente wie geheime Lageberichte der SS, Tagebücher von Goebbels, Klemperer und Margot Friedländer, Strafakten, (Feldpost-)Briefe, Akten des Bundesarchivs usw. zeigen die unterschiedlichen Blickwinkel von Herrschenden (auch untereinander), Ausgelieferten, Ausführenden. Soldaten schreiben aus Stalingrad, während Göring pompös seinen 50. feiert und Goebels die Inszenierung der Sportpalastrede plant. Mittendrin steht das Schicksal des jungen Pianisten Karlrobert Kreiten, der durch unbedachte Äußerungen vor Freislers Volksgerichtshof gerät und hingerichtet wird. Selbst Details zu Verhörpolizist, Zellengenossen, Haft und Hinrichtungen werden geschildert: Mit Kreiten sind es in jener Nacht 186. Weitere Zusammenhänge wie Werner Höfers Artikel über diesen „ehrvergessenen Künstler“ und das Schicksal der Genannten nach 1945 berichtet der Autor ebenfalls.
Die ausführlichst recherchierten Fakten, flüssig erzählt, veranschaulichen brutal die Willkür damals. Ein sehr gelungenes Zeitbild. Empfohlen zur Aufstockung dieses Themenbereichs.Rezensent: Delia Ehrenheim-Schmidt
Personen: Hilmes, Oliver
Hilmes, Oliver:
Schattenzeit : Deutschland 1943: Alltag und Abgründe / Oliver Hilmes. - München : Siedler, 2023. - 303 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-8275-0159-2
Geschichte des 20. Jahrhunderts - Signatur: Gg - Bücher