Das Bilderbuch "Schneebären lügen nie" wurde von dem Iraner SAID geschrieben, der aus politischen Gründen seine Heimat verlassen hat. Es ist das erste Buch, das Marine Ludin illustriert hat.
Rezension
In der Geschichte geht es um das Mädchen Marie, die mit ihrer Mutter recht abgelegen wohnt, nah am Wald, in dem es, wie Marie weiß, Schneebären gibt. Marie will in den Wald gehen, um Schneebeeren zu sammeln und nimmt ein Körbchen mit. Am Waldrand steht ein Kühlschrank, in dem ein Schneebär sitzt, weil es ihm draußen zu warm ist. Marie spricht mit ihm und erfährt, dass er gerne Schneebeeren isst. Und sie erfährt, dass er mit dem Wind zurück in seine Heimat, zum Nordpol fliegen kann. Fliegen können, das möchte Marie auch. Der Bär kann ihr diesen Wunsch erfüllen und wirft sie hoch in die Luft. Der Bär kann noch zwei weitere Wünsche erfüllen: er will für Marie Schneebeeren pflücken und er will dafür sorgen, dass sie keine Angst mehr im Dunkeln hat. Die Angst vor der Dunkelheit überwindet Marie, weil er mit ihr in den dunklen Wald geht und meint, sie müsste einfach an ihn denken und dann wäre die Angst verflogen. Zu Hause wieder angekommen kümmern sich Vater und Mutter um Marie und sprechen mit ihr über ihre Erlebnisse. Gemütlich sitzen sie zusammen und Marie wirft sich wie der Bär die Schneebeeren in den Mund. Es gibt eine Reihe Aspekte zu besprechen, die mich das Buch als nicht empfehlenswert beurteilen lässt. Sprachlich interessant sind die Bezeichnungen Schneebeeren und Schneebären, die einerseits zur differenzierten Wahrnehmung, aber auch zur Verwirrung führen können. Können Vorschulkinder nur durch das Hören die Begriffe unterscheiden? Die Phantasie der Kinder wird angesprochen, weil der Eisbär ja eigentlich nicht fliegen und auch nicht am Waldrand in einem Kühlschrank sitzen kann. In einem Bilderbuch geht es meines Erachtens jedoch darum, dass dem Kind nicht nur phantastische Geschehnisse geboten werden, sondern dass das Kind Phantasie, eigene Ideen entwickeln kann. Hier geht es um Ideen, die dem Kind helfen seine Ängste zu überwinden. Echte Hilfe bietet das Buch, in dem sich Wirklichkeit und Phantasie vermischen, nicht, weil die phantastische Hilfe, die ein Schneebär gibt, nicht in die Wirklichkeit übertragen werden kann. Besonders kritisch sehe ich das Sammeln von Schneebeeren, die hier bei uns als "Knallerbsen" bekannt sind. Diese Stäucher tragen jetzt im Winter ihre Beeren weit sichtbar und sich sind GIFTIG!!! Also ist es absurd zu vermitteln, dass ein Kind Schneebeeren sammelt und sie dann (vom Text her) auch noch isst. Bildlich sind die Schneebeeren gar nicht zu erkennen, weil Hagebuttensträucher und Hagebutten abgebildet sind. Hagebutten sind nicht giftig, werden aber auch nicht roh von Menschen, wie im Buch abgebildet, gegessen. Hier stimmt also der Text nicht mit den Bildern überein. Eine Identifikation mit der kleinen Marie ist gegeben, weil viel Kinder Scheu vor der Dunkelheit haben. Allerdings gibt es wenige Kinder (außer im Märchen) die alleine in den Wald gehen.
Ich würde also dieses Buch für keine Bücherei empfehlen.Rezensent: Tosca Mieglitz
Personen: Said Ludin, Marine
Schneebären lügen nie / SAID. Ill. von Marine Ludin. - Zürich : Nord-Süd Verl., 2013. - O. Pag. : überw. Ill. ; 22 cm
ISBN 978-3-314-10154-0 geb. : EUR 14.95
Bilderbücher (einschl. Märchen- u. Sachbilderbücher) - Buch