Roman über die Folgen von Entwurzelung und Verlust der Existenzgrundlage am Beispiel des Hannoveraner Künstlers Kurt Schwitters (1887-1948).
Rezension
Der mit großer Eloquenz, aber auch mit irritierendem "Wortepanschen' geschriebene Roman versucht eine Annäherung an die Gefühls- und Lebenswelt des Malers, Graphikers, Bühnenkünstlers und Dichters nach seiner Flucht vor den Nationalsozialisten zunächst ins ihm seit Jahren bekannte Norwegen, dann 1940 weiter nach England. Was bleibt, was verändert sich in seiner Kunst bei so geänderten Existenzbedingungen? Wie frei ist der Künstler, dem alle Kontakte, alle vertrauten Bezüge gekappt wurden, der sich in Feindesland befindet und sogar der Spionage verdächtigt wird? Woher nimmt er, dem körperliche Hinfälligkeit mehr und mehr zu schaffen macht, die Kraft an einer neuen MERZwand zu arbeiten in einer armseligen, schlecht beleuchteten Hütte im fernen Lake District? All diesen und weiteren Fragen geht der Roman nach. Er ist stark in den Schilderungen der Landschaft, der Tier- und Pflanzenwelt, der Nebel- und Regentage, den Zwängen, die sich in der Einsamkeit ergeben.
Eine Annäherung an die reale Person bietet der Roman nicht, aber er thematisiert Entwurzelung und Verlust vor allem seiner sprachlichen Aktivitäten, die völlig zum Erliegen kommen.Rezensent: Halgard Kuhn
Personen: Draesner, Ulrike
Draesner, Ulrike:
Schwitters : Roman / Ulrike Draesner. - München : Penguin, 2020. - 470 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-328-60126-5 geb. : EUR 25.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: SL Dra - Buch