Die 100 Essays vermitteln einen guten Einblick in die Veränderungen unserer Gegenwartssprache und unseres Lebens.
Rezension
"æWeltmeisteræ - Was Gott war wurde Götze (Mario)". Dieser Beitrag weist auf einen der vielen Zusammenhänge zwischen der Sprache und den Religionen sowie deren anwendungsgeschichtlicher Dynamik hin. Im 16. Jahrhundert war das Wort "Weltmeister" Gott Vater vorbehalten. Es folgte die Bezeichnung "Weltenmeister", dann kamen beide Worte aus der Mode. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts taucht der Begriff "Weltmeister" fast nur noch im Zusammenhang mit dem Sport als dem zur neuen "Weltreligion" gewordenen Massenereignis auf. Dagegen kann das neue "deutsche" Wort "Shitstorm" nicht nur ein "Phänomen netzgestützter Empörungswellen" bezeichnen, sondern, wie der Autor augenzwinkernd vermerkt, endlich auch ein reales Erlebnis aus der Lutherzeit benennen: Damals bewarfen die Anhänger des Reformators die Päpstliche Bannbulle mit Kot. In diesem Sinne hat Heine dem Volk aufs Maul geschaut und demonstriert auf höchst unterhaltsame und kompetente Weise das Entstehen und Wirken der Worte.
Für Leserinnen und Leser mit Interesse an den Zusammenhängen von Sprache, Geschichte und Zeitgeschichte sehr zu empfehlen.Rezensent: Rüdiger Sareika
Personen: Heine, Matthias
Heine, Matthias:
Seit wann hat "geil" nichts mehr mit Sex zu tun? : 100 deutsche Wörter und ihre erstaunlichen Karrieren / Matthias Heine. - Hamburg : Hoffmann & Campe, 2016. - 366 S. ; 18 cm
ISBN 978-3-455-50369-2 geb. : EUR 16.00
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