Beruflich nicht ausgefüllt, die Ehe kurz vorm Scheitern: Remington James ist in seine ländliche Heimat Florida zurückgekehrt und hat sein Hobby wieder aufgenommen, die Fotografie. Weil er zufällig einen Mord ablichtet, gerät er ins Fadenkreuz der Täter - Beginn einer atemlosen Hetzjagd auf Leben und Tod.

---

Rezension

Stilistisch außergewöhnlich beschreibt US-Autor Lister eine quälend lange Nacht, die seine Hauptfigur auf der Flucht vor mörderischen Verfolgern durchlebt. Da sind kurze, stakkatoartige Satzfetzen im Stile Hemmingways (den Lister zu seinen literarischen Vorbildern zählt), gefolgt von Naturschilderungen (Lister lebt als Naturschützer in Florida, und dort handelt auch seine Geschichte). Erinnerungen der Hauptfigur bringen uns die Beziehungen des Romanhelden nahe - zu seiner Frau, seiner Mutter, seinem Vater. Und sie sind zugleich ein kleines Kompendium fotografischer Ikonen (mit der Erinnerung an die "Klassiker" der Kunstform will er sich im Angesicht des Todes ablenken). Sehr poetisch, beinahe lyrisch kommt dieser Roman daher - und doch baut Lister fast nebenbei enorme Spannung auf, steigert das Handlungstempo atemberaubend - und macht es dem Leser schwer, das vergleichsweise dünne Buch vor dem (blutigen) Ende aus der Hand zu legen. Viele Hintergründe des Geschehens bleiben unklar, doch die Erzählung schafft eine dichte, fesselnde Atmosphäre und hohen Lesegenuss. Und am Ende des Buches gelingt dem Autoren gar ein kleines philosophisches Finale von tiefster Eindringlichkeit über die Vergänglichkeit des Lebens.

Der klassische Hobbytüftler kommt bei dieser Lektüre kaum auf seine Kosten, doch gerade weil dieses Buch ein so ganz anderer Thriller ist, sei es wärmstens als auch literarisch anspruchsvoller Thriller-Neuzugang empfohlen.

Rezensent: Klaus Frieling

---

Personen: Lister, Michael Christ, Barbara

Schlagwörter: Flucht Verfolgung Florida