Natascha Wodin macht sich auf die Suche nach Spuren des tragischen Lebens ihrer Mutter, mehr als 50 Jahre nach deren Tod.
Rezension
Wodin war 10 Jahre alt, als ihre Mutter sich das Leben nahm. Sie weiß kaum etwas über das Leben der Frau, die, geboren während des Bürgerkriegs in der Ukraine, stalinistische Säuberungen und Hunger, 2. Weltkrieg und Deportation überlebte.
Dagmar Manzel zieht die Zuhörer*innen behutsam hinein in die Geschichte, die ihnen viel zumutet. Dem gelungenen Aufbau des biografischen Romans folgend, erlebt man zunächst fasziniert die Suche nach Zeitzeugen und alten Dokumenten mit. Entlang des Tagebuchs der Tante, das deren Internierung in einem karelischen Umerziehungslager schildert, entwickelt die Autorin nun erzählend die Geschichte der Mutter. Dabei gelingt es der Sprecherin, stimmlich die Waage zu halten zwischen Emotionalität und Distanz.
So ist auch der erschreckende letzte Teil zu ertragen, in dem die Zeit der Eltern als Zwangsarbeiter geschildert wird und schließlich die eigene Erinnerung der 1945 geborenen Autorin Zeugnis ablegt von der Verstörung, die die Mutter in den Freitod trieb.
Rezensent: Birgit Schönfeld
Personen: Wodin, Natascha Manzel, Dagmar
Wodin, Natascha:
Sie kam aus Mariupol : Autorisierte Lesefassung / Natascha Wodin. Gelesen von Dagmar Manzel. - Berlin : Argon, 2017. - 8 CDs ; 540 Min.
ISBN 978-3-8398-1588-5
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Hörbücher